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Foto: Fotomontage: Rita Helmholtz

Historischer Kornspeicher Freiburg/Elbe: Kinder-Kino

Historischer Kornspeicher Freiburg/Elbe: Kinder-Kino

SA 28.10.2023 | 15:30 UHR | 5,50 €

DER RÄUBER HOTZENPLOTZ (2022)

Buchung unter www.kornspeicher-freiburg.de

Die Kaffeemühle der geliebten Großmutter wurde gestohlen! Kasperl und sein Freund Seppel machen sich umgehend auf, um den gerissenen Räuber Hotzenplotz zu fangen. Unglücklicherweise geraten sie dabei in die Hände des Räubers sowie des bösen Zauberers Petrosilius Zwackelmann, bei dem sie die wunderschöne Fee Amaryllis entdecken, die es nun ebenfalls zu befreien gilt. Der ermittelnde Polizist Dimpfelmoser sowie die Hellseherin Schlotterbeck mit ihrem zum Krokodil mutierten Dackel Wasti sorgen für weiteres Durcheinander. Werden es die beiden Freunde schaffen, sich aus ihrer Gefangenschaft zu befreien?

***** Eine Filmkritik von Verena Schmöller

Schon in den ersten Szenen des Films von Michael Krummenacher werden die Stärken dieser Adaption deutlich: Er nimmt Otfried Preußler ausgedachte Geschichte in ihrer Einfachheit, ihrem Humor und ihrer Zauberhaftigkeit ernst, macht aus den Dialogen aus dem Buch eben keinen Klamauk und überdreht das Original nicht, wie das beim Hotzenplotz von Gernot Roll und vielen deutschen Kinderfilmen schnell der Fall ist.

Der Räuber Hotzenplotz nimmt auch seine Figuren ernst. Gerade dem Räuber gibt er eine wunderbare Ernsthaftigkeit und Mehrdimensionalität, die freudig überrascht. Dieser Hotzenplotz ist nicht zufrieden mit seiner Situation, er weiß, dass er böse sein soll, aber eigentlich hält er sich doch für einen guten Menschen und ist ehrlich getroffen, als Seppel ihm das Gegenteil vorwirft. Immer wieder denkt er über berufliche Alternativen nach, denn eigentlich hätte er viel bessere und schönere Ideen für sein Leben – wäre da nicht das Bild seines Vaters, eines berühmten, schrecklichen Räubers, eines Räubers eben, wie er im Buche steht, und in eben dieser Verpflichtung der Nachfolge sieht er sich gefangen. Nicholas Ofczarek spielt den Hotzenplotz mit viel Gefühl und Melancholie, aber auch etwas schräg und schauerlich – in genau eben dieser Schwebe, in der die Figur angelegt ist.

Großartig gezeichnet und großartig gespielt sind auch alle anderen Figuren: die Großmutter (Hedi Kriegeskotte), die den klarsten Blick auf die Dinge zu haben scheint und eine selbstbewusste, kämpferische Frau ist, die die Zügel gerne selbst in die Hand nimmt. Der Seppel, der in Der Räuber Hotzenplotz fast gewitzter erscheint als der Kasperl, eine sanfte Frau Schlotterbeck (Christiane Paul), ein nicht allzu tollpatschiger Dimpfelmoser (Olli Dittrich), eine mysteriöse Fee Amaryllis (Luna Wedler) und allen voran der große Zauberer Petrosilius Zwackelmann, herrlich gespielt von August Diehl mit einem herrlich entstellten Gebiss.

Dieser Zwackelmann ist nahe dran an der Figur aus dem Buch, und doch gibt ihm auch August Diehl wiederum eine Tiefe, wie man sie von einer (bösen) Figur in einem Kinderfilm nicht erwartet. Es macht unglaublich Spaß, ihm dabei zuzuschauen, wie er mit sich ringt, wie er von Seppel herausgefordert wird und nachgibt, oft nicht recht weiß, was er eigentlich antworten soll, seine Agenda hat, aber nicht zum Ziel kommt, und wie sehr ihn diese Menschen nerven. Dieses tief ausgeatmete Huahh nimmt man mit aus dem Kino.

Das Setting ist wieder mit viel Liebe zum Detail ausgestattet, so hat man sich als Kind den Ort von Märchen und Geschichten vorgestellt, und so tun das bestimmt auch die Kinder von heute und werden im Film darin bestärkt: Das gemütliche Haus der Großmutter, nicht zu aufgeräumt, aber immer mit einer Leckerei auf dem Tisch und viel Herzenswärme im Bauch; die vollgestopfte Räuberhöhle, in der es allerhand zu entdecken gibt, und das unauffällige, aber doch faszinierende Schloss mit seinem unendlichen Turm, in dem alles herumfliegt, was ein Petrosilius Zwackelmann herbeizaubern kann.

Der Räuber Hotzenplotz ist ein guter, weil ernst gemeinter, unterhaltsamer und schöner Kinderfilm und ein würdiger Eröffnungsfilm für das Kinderfilmfest München. So soll Kinderkino sein: geliebte Geschichten mit viel Liebe auf die Leinwand gezaubert.

Trailer zum Film

    Jörg PetersenHistorischer Kornspeicher Freiburg Elbe

    Elbstraße 2
    21729 Freiburg

    047798994474
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    Über Uns

    Der Förderverein Historischer Kornspeicher Freiburg Elbe hat den Getreidespeicher aus dem Jahre 1742 2004 erworben und bis 2014 restlos saniert. Seit Herbst 2014 betreibt der Verein das Gebäude als soziokulturelles Zentrum, in dem die Menschen der Region Gelegenheit finden Kultur anzubieten oder zu erleben. Das Programm zeichnet sich durch viele Angebote aus, die den Gästen Gelegenheit bieten miteinander ins Gespräch zu kommen. Mit dem soziokulturellen Angebot füllt der Kornspeicher Lücken, die in den letzten Jahrzehnten durch die Veränderungen in den Vereinsstrukturen, Schließung von Gasthäusern und Reduzierung kirchlicher Begegnungsmöglichkeiten entstanden sind. Zu den Satzungszielen des Vereines zählen neben Vorhaltung eines Kulturangebotes der Erhalt und die Pflege eines Baudenkmales, Pflege von regionalen Traditionen und ein Bildungsauftrag für alle Generationen. In der außerschulischen Bildungsarbeit hat das jährliche Sommerbildungsangebot "Kinder-Uni-Freiburg-Elbe" einen ganz besonders bedeutenden Stellenwert. Der Kornspeicher versteht sich mit seinem Angebot als Haus der Region.

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