von Wenn so ein „schöner Sportplatz“ gleich um die Ecke liegt, dann kann man da auf jeden Fall hinziehen. So ungefähr mag es sich wohl zugetragen haben, als bei Sven Kraus die Entscheidung für einen Umzug nach Cuxhaven fiel. „Ich habe den Sportplatz schnell entdeckt“, sagt der 49-Jährige, der bislang in Hamburg gelebt hat. Das Ganze hat natürlich einen Hintergrund, einen sportlichen. Sven Kraus ist, und war eigentlich immer, Leichtathlet. „Das ist für mich einfach die Sportart meiner Jugend.“ Na ja, Nebenlieben hat er natürlich auch gehabt: Skifahren, klar, denn er hat lange Jahre in Bayern gelebt. Dazu Squash, Tennis, Golf, Beachvolleyball – „Hauptsache Sport“.
Dass ihn das Stadionrund samt Tartanbahn gepackt hat, ist eigentlich die Schuld – oder das Verdienst – von Carl Lewis. Von dessen vierfach vergoldeter Leistung bei der ersten Leichtathletik-Weltmeisterschaft 1983 in Helsinki war der damals Achtjährige dermaßen beeindruckt, dass für ihn feststand: „Das will ich auch machen.“ Und er machte. In der Jugend war er sogar mit einem späteren Olympiateilnehmer, dem Zehnkämpfer Florian Schönbeck, in einer Gruppe. „Im Gegensatz zu Florian war ich allerdings nie ein Trainingsweltmeister.“ Ihn lockte eher der Wettbewerb, der ihn, den Sprinter und Springer, 1989 mit der Bayern-Auswahl zum Mehrkampf-Ländervergleich nach Berlin trug. „Ich genieße die besondere Stimmung der Sportfeste und Wettkämpfe. Wenn es zählt, das pusht mich.“
Und hier will er auch die jungen Leichtathleten im ATSC packen. Er möchte ihnen den Spaß vermitteln, den Wettkampfsituationen mit sich bringen. Was ihn begeistert nach intensivem und abwechslungsreichem Training ist das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe, das dann auch in Wettkämpfen Wirkung zeigt: „Wir sind eine Trainingsgruppe, wir sind der ATSC. Das hat beim Küstenmarathon 2023 in Otterndorf richtig Spaß gemacht. Jeder ist zwar für sich gelaufen, aber letztlich hat die ganze Gruppe einander angefeuert. Das bringt dich nach vorn.“
Sven Kraus hat sich nach dem Umzug im Juli 2022 schnell hier zurechtgefunden, hat nach dem Einstieg über das Sportabzeichen prompt Kontakt zu den Leichtathleten des ATSC geknüpft. Mit Jens Huff, dem Trainer der jugendlichen ATSC-Athleten, will er “das Training 2024 professionalisieren“ und meint damit Leistungsorientierung auf geregelter Flamme. Und zwar in einem Maß, das den jungen Athleten Spaß macht. Höher, schneller, heiter, sozusagen.
Es geht ihm um die Arbeit an den individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten auf dem Sportplatz, das Erkennen und Fördern von persönlichen Talenten. „Im Gegensatz zu Teamsportarten ermöglicht die Leichtathletik den Kindern, persönliche Ziele zu setzen und sich selbst herauszufordern.“ Dabei peilt Sven Kraus definitiv auch in Richtung der Schulen: „Wir wissen um die schwierige Situation der Schulen, deshalb wollen wir den Kontakt erweitern, Lehrkräfte ansprechen, vielleicht selbst in Schulen auftauchen. Die Leichtathletik ist eine fundamentale Sportart in der sportlichen Ausbildung und bildet die Basis für Fähigkeiten, die in anderen Sportarten benötigt werden.“
Und letztlich gehen seine Ideen noch weiter. „Es wäre großartig, wenn am Strichweg wieder überregionale Sportfeste stattfinden würden“, sagt Sven Kraus, als sein Blick in der ATSC-Geschäftsstelle auf einen großen Bilderrahmen fällt, mit Fotos und Autogrammen der deutschen Sportelite, die sich 1999 am Strichweg unter dem Motto „Weltklasse hinterm Deich“ ein Stelldichein gab – u.a. mit den Olympiasiegern Lars Riedel und Jürgen Schult (Diskus) oder Astrid Kumbernuss (Kugelstoßen).
Ein Neustart beim ATSC muss ja nicht gleich so groß sein. Aber man wird ja noch träumen dürfen…
