Was bedeutet Pflegebedürftigkeit? Wie stelle ich einen Antrag auf einen Pflegegrad und welche Leistungsansprüche habe ich? Antworten auf diese und weitere Fragen gaben die leitende Pflegefachkraft Ann-Christin Lischer und Diplom-Pflegewirt Ben Bethge vom Paritätischen am Freitag in einem informativen Vortrag vor Mitgliedern des Kneipp-Vereins Cuxhaven im Gemeindehaus Groden.
Die Veranstaltung war Teil einer Kooperation zwischen dem Kneipp-Verein und dem Projekt Fokus 65+, das sich unter der Trägerschaft des Paritätischen Cuxhaven um Menschen ab dem Alter von 65 Jahren und Angehörige im Stadtteil Groden bemüht. Neben Hintergrundwissen über die seit 2017 existierenden Pflegegrade 1 bis 5 und die Bedeutung von Einschränkungen in der Selbstständigkeit für die Anerkennung der Pflegebedürftigkeit gingen Ben Bethge und Ann-Christin Lischer in ihrem Vortrag auch auf das praktische Prozedere ein. Ihr Tipp: „Melden Sie sich bei Ihrer Pflegekasse und stellen Sie einen Antrag.“
Mit einem so genannten Pflegegradrechner im Internet oder durch persönliche Beratung von Fokus 65+ könnten sich Betroffene und Angehörige auf den Besuch des Medizinischen Dienstes vorbereiten, der zur Einschätzung der Pflegebedürftigkeit erfolge. „Die Mitarbeitenden sind Ärzte oder Pflegefachkräfte, neutral und sie halten sich mit ihren Fragen an feststehende Richtlinien“, so Ben Bethge. Wird der Antrag abgelehnt, kann dem widersprochen werden. Wird ein Pflegegrad 2 bis 5 festgestellt, besteht Anspruch auf eine Pflegesachleistung oder Pflegegeld beziehungsweise eine Kombination aus beidem sowie verschiedene andere Leistungen. „Und schon ab Pflegegrad 1 ist ein monatlicher Entlastungsbetrag von 125 € pro Monat für Sachleistungen wie Betreuung oder hauswirtschaftliche Unterstützung zum Beispiel zur Entlastung von Angehörigen vorgesehen“, unterstrich der Pari-Mitarbeiter mit dem Hinweis, dass dieser Betrag auch rückwirkend erstattet werden kann. Bei Fragen zum Thema Pflegeversicherung steht grundsätzlich der Senioren- und Pflegestützpunkt des Landkreises sowie das Team von Fokus 65+ zur Hilfe bereit.
Wertvolle Informationen über Hilfsmittel, Unterschiede und Vorteile von ambulanten und stationären Pflegeleistungen und Anlaufstationen für Angehörige gab Pflegefachkraft Ann-Christin Lischer. „Zum Beispiel HilDe, ambulanter Betreuungsdienst, Beratungsstelle und Hauswirtschaftlicher Dienst des Paritätischen; hier stehen speziell geschulte Helfer*innen individuell in einer Eins-zu-Eins-Betreuung zur Verfügung mit dem Ziel, pflegende Angehörige zu entlasten, ein längeres Leben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen und um soziale Kontakte aufrechtzuerhalten.“
Im Anschluss an den 90-minütigen Vortrag standen die Fokus 65+-Mitarbeiter*innen noch für Fragen zur Verfügung. Gerlinde Melcher, Teamvorstand vom Kneipp-Verein Cuxhaven, zeigte sich begeistert und kündigte weitere Vorträge vor Vereinsmitgliedern an.