Wingst. Es hat nichts mit Heldentum oder Verherrlichung zu tun. Es ist nicht die Verehrung alter Haudegen, die aus der Kriegsschlacht heimgekehrt sind und verstaubte Orden an ihrer Uniform tragen. Diese Assoziation an den Begriff „Veteran“ hat nichts mit der aktuellen Intention gemeinsam. Es geht um die Würdigung und den Respekt gegenüber allen Soldatinnen und Soldaten, die ihren Dienst in der Bundeswehr geleistet haben und noch leisten. Und um die, welche in ihrem Einsatz für unser Land persönliche Opfer gebracht haben oder auch kriegsversehrt oder getötet worden sind, sowie deren Familien.
Es ist an der Zeit, dass die Gesellschaft den Dienst von Bundeswehrangehörigen anerkennt und Ihnen auch in der Öffentlichkeit Dank sagt.Deswegen beschloss die Bundesregierung mehrheitlich, den Veteranentag als nationalen Gedenktag einzuführen.
Auch in der Wingst fand dieser zum ersten Mal am 15. Juni statt. Schauplatz war der Ehrenhain Ellerbruch zu Wingst.BürgerInnen, Politiker, Vertreter Wingster Vereine, Abordnung des Marienflieger-geschwader 3, Graf Zeppelin und die Mitglieder der Reservistenkameradschaft waren bei dieser Festveranstaltung vertreten.
Nach dem Plädoyer unter anderem des Landrates Thorsten Krüger und des Bundestagsabgeordneten Christoph Frauenpreiß wurde die Urkunde für das zehnjährige Bestehen der Patenschaft zwischen der Gemeinde Wingst und der Reservistenkameradschaft Wingst und Umgebung über die Kriegsgräberstätte Ellerbruch an den Vorsitzenden der Reservistenkameradschaft Wingst, Rolf Lewerenz überreicht.
Patrick Pawlowski, Bürgermeister Wingst, sagte ausdrücklichen Dank für die treuen Dienste um den Ehrenhain und betonte in diesem Zusammenhang die Bedeutung des Ehrenamtes zum Wohle der Gemeinde.
Bundestagsabgeordneter Frauenpreiß bedankte sich in besonderem Maße bei allen aktiven und ehemalig dienenden Soldatinnen und Soldaten, den Veteranen, für ihren uneingeschränkten Einsatz für die Bundesrepublik Deutschland. Sie verdienten höchstmögliche Anerkennung und größten Respekt für diesen selbstlosen Dienst an unserer Gesellschaft.“ Wir leben aktuell in einer sehr unruhigen Zeit, einer Zeit, in der militärische Auseinandersetzungen immer näher rücken. Und genau deshalb brauchen wir Menschen wie Sie!“ ergänzte er.
Im Anschluss fand unter dem nahezu regenfreien Himmel ab 10:00 Uhr ein Gottesdienst statt. Den musikalischen Rahmen schufen Mitglieder der regional bekannten Bläsergruppe „Cuxland Brass“. Sie erzeugten im Verlauf des Gottesdienstes und der Andachten eine würdevolle Atmosphäre, die dem Anspruch der Veranstaltung mehr als angemessen gerecht wurde. Die Kranzniederlegung von drei Blumenkränzen anlässlich des ersten nationalen Veteranentages war besonders eindrucksvoll, hat sie doch aktuellen Bezug zur heutigen Zeit.
Im Anschluss fand der gesellige Teil der Veranstaltung in dem Franz Hermann Hahn Heim auf dem Gelände Knaus Campingpark Wingst statt.
Zu Gast waren die stellvertretende Samtgemeinderätin Irene Wischhusen, der Reservistenbeauftragte des Volksbundes, Stefan Brünner und die Geschäftsführerin des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge im Landkreis Cuxhaven, Katja Bruns-Cordes. Für den Stab der Stützpunktgruppe der Marineflieger Nordholz war in Vertretung für den Kommandeur Thomas Szczepanski der Fregattenkapitän Ingo Graf erschienen. Sie alle machten in kurzen Ansprachen deutlich, wie wichtig die gute Zusammenarbeit in diesem Netzwerk mit den Reservisten ist und lobten die fruchtbare Gesprächskultur.
Der stellvertretende Vorsitzende des Landesverbandes der Reservisten, Hauptmann der Reserve, Alexander Quade, führte im Anschluss Auszeichnungen für besondere Leistungen einiger lang gedienter Kameraden / Veteranen durch. Höhepunkt dieser Amtshandlungen war die Verleihung der Ehrennadel in Gold mit Diamant. Sie ging an den Stabsunteroffizier der Reserve Wolfgang Schumacher für hervorragende Dienste in 60 Jahren Mitgliedschaft im Reservistenverband.
Oberstabsfeldwebel d.R. Rolf Lewerenz, Stabsunteroffizier d.R. Wolfgang Schumacher, Hauptmann d.R. Alexander Quade
In einer PowerPoint-Präsentation zeigte der Vorsitzende der Reservistenkameradschaft Wingst, Rolf Lewerenz die vielfältigen Aktionen und Unternehmungen der letzten 10 Jahre bezüglich Patenschaft um die Kriegsgräberstätte „Ehrenhain Ellerbruch“. Der Facettenreichtum ist beachtlich, und es kann festgestellt werden, dass für jeden etwas dabei ist. Kein Wunder also, dass inzwischen die Mitgliederzahl auf über 100 aktive Teilnehmer gestiegen ist. Auch aus dem öffentlichen Leben und der Politik sind Beitritte zu verzeichnen, zum Vorteil für den schnellen Draht und den Zugang ungefilterter Informationen.
Der Veteranentag, wie er in der Wingst durchgeführt wurde, ist als Leuchtturmveranstaltung zu betrachten. Er ist Ausgangspunkt einer Entwicklung, die den Dienst Bundeswehrangehöriger deutlich sichtbar machen soll und eine Kultur gegenseitiger Anerkennung und Wertschätzung etablieren wird.
Die Bundeswehr muss mit ihrem Anliegen, ein unverzichtbarer Teil der Gesellschaft zu sein, der Respekt und Dank verdient, auf die Öffentlichkeit zugehen. Dieses hat sie mit der Einführung des Veteranentages begonnen.