Foto: Claus Seebeck

Klönschnack mit Landtagsabgeordneten Claus Seebeck

Regennasser Abend, zeitige Dunkelheit. Der Herbst zeigte seinen typischen Charakter. Die Reservisten Kameradschaft Wingst und Umgebung hatte ihren turnusmäßigen Klönschnack – Abend angekündigt. Zu Gast dieses Mal Landtagsabgeordneter, Claus Seebeck, mit dem Thema erneuerbare Energien im Landkreis Cuxhaven. Zahlreiche Gäste, die diese Veranstaltung dem häuslichen Fernsehabend vorzogen und den Weg zum Reservistenheim auf dem Gelände des Knaus Camping Parks auf sich nahmen, kamen voll auf ihre Kosten. Claus Seebeck stellte in einem Vortrag das Thema erneuerbare Energien sowohl als große Aufgabe auch als Chance dazu gleich dar.

Die Herausforderung bestehe in der Akzeptanz bei Bürgern und Landeignern, hier bezüglich der Flächenkonkurrenz innerhalb der Landwirtschaft. Bei dem Aufbau von Stromnetzen, der Transport des produzierten Stroms und dessen Speicherung. Die Chancen für unsere Region lägen in der Wertschöpfung der Produktion erneuerbarer Energien. Voraussetzung dafür sein aber gesetzliche Regelungen zur Festlegung von Netzentgelten, Einspeisekosten und Strompreisgestaltung. Regionale Wärmeplanungen seien dringende Aufgabe der nächsten Jahre.

Seebeck stellte die verschiedenen Formen der erneuerbaren Energien vor. Wind, Sonne, Bioenergie und Geothermie seien dabei zu berücksichtigen. Die Relevanz von Wind und Sonne werde in Zukunft deutlich zunehmen, besonders für den Landkreis Cuxhaven. Der Ukrainekrieg hat mit seinen Folgen für Europa im Themenbereich Energien notwendige Gesetzesinnovationen verursacht, die zum Ziel haben, die Abhängigkeit importierter fossiler Brennstoffe aufzuheben. Was bedeutet das? Wie ist die Situation für den Landkreis Cuxhaven?

Es gäbe viele Unsicherheiten durch die Änderung der gesetzlichen Rahmenbedingungen. Projektierer stünden Schlange und brächten Unruhe in alle Bereiche.

Bei der Wind-Energie bestünde innerhalb des regionalen Raumordnungsprogramms keine Rechtssicherheit. 3,37 % der Kreisfläche Cuxhaven sollen bebaut werden. Gegenwärtig sind es 1,78 % in Form von 540 Anlagen mit insgesamt 820 MW Leistung. Ziel sei hier eine Verdopplung der Anlagen, eine Vervierfachung der Leistung. Bis 2035 will das Land Niedersachsen die Gesamtleistung der Windkraftanlagen von 18 GW auf 30 GW steigern.

Bei Fotovoltaik werden im Landkreis Cuxhaven 0,5 % der Flächen genutzt. Diskutiert wird die Nutzung von Flächen neben bestehenden Autobahnen nach dem Vorbild des Bundeslandes Schleswig-Holstein mit einer Tiefe von 200 m seitwärts. Hier sollen die Kommunen Kataloge entwickeln und Karten mit Informationen über die Nutzbarkeit von Flächen. Prädestiniert sein solche, die für die Landwirtschaft eine schlechte Nutzung zeigten, insbesondere nasse Flächen. Aber auch hier gäbe es die Konkurrenzflächen mit der Landwirtschaft und den Mooren, hier dem Naturschutz. Von 65 GW Fotovoltaik Leistung sollen 50 GW auf versiegelten, 15 GW auf Freiflächen erzeugt werden. Prinzipiell sei eine Fotovoltaik-Anlage für jedes Haus möglich, erfordere aber auch hier Verwaltungsmaßnahmen und entsprechende Genehmigungen. Letztere stellten ein gesondertes Problem dar.

Eine gute Perspektive habe Cuxhaven als Umschlagsport für Wind Offshore. Der Hafen solle auf 5-7 Lagerplätze erweitert werden. Industrielle Ansiedlung eröffnet die Perspektive zur Bildung neuer Arbeitsplätze. Diese sei wichtig für alle. Ob Lehrer, Erzieher oder Arbeiter, alle profitierten nachhaltig mit ihren Angehörigen.

Insgesamt verlaufe die erzwungene Energiewende zu schnell. Bei der Atompolitik seien mit der voreiligen Abschaltung moderner AKWs falsche, irreversible Entscheidungen getroffen worden. Nun gelte es, mit problemorientierter Sacharbeit Ruhe in die Diskussion zu bringen. Auch wenn es in der Öffentlichkeit nicht den Anschein gäbe, werde in der Landesregierung konzentriert an Lösungen gearbeitet und würden Konzepte entwickelt.

Im Anschluss an diesen Vortrag fand eine lebhafte Diskussion statt. Es gab heftige Kritik an praktischen Verfahrensweisen, wie mit überschüssiger Energie verfahren werde. So würde Strom zum Nulltarif in das europäische Ausland geleitet werden und im Umkehrschluss Atomstrom aus Frankreich zu hohen Kosten eingekauft. Überschüssiges Biogas müsse abgefackelt werden und Fernwärme durch Ölverbrennung substituiert werden, als Konsequenz dirigistischen Verhaltens der Stromkonzerne in Form abrupten Abschaltens. Ein geladener Besucher war Betreiber eines Offshore-Unternehmens. Er schlug vor, bestehende Anlagen mit neueren, leistungsfähigeren zu ersetzen – enpowering. So würde man den Wirkungsgrad erheblich erhöhen und das mit geringem Aufwand, weil entsprechende Transformatoren und die Infrastruktur vorhanden wären. Das große Problem erörterte der versierte Elektrotechnikingenieur seien fehlende Netze.

Dann war da noch die Frage nach dem Geld. Atomstrom sei ja das günstigste. Das hatten wir schon mal und was ist mit Fukushima? Was ist mit der Endlagerung? Was ist mit der Beherrschbarkeit atomarer Zwischenfälle? Können wir das Risiko eingehen? Können wir den zukünftigen Generationen unsere Altlasten zumuten?

Alles in allem gab es viele Fragen. Die Gesellschaft und die Politik müssen uns den Problemen stellen und wir müssen sie lösen – gemeinsam. Abende wie dieser sind einfach besser, als vor dem Fernseher zu sitzen, insofern eine Bitte an die Öffentlichkeit: Mischen Sie sich ein, informieren Sie sich, machen Sie mit! Der nächste Klönschnack Abend kommt bestimmt! Ein besonderer Dank gilt im Landtagsabgeordneten Claus Seebeck, der sich für diesen Abend zur Verfügung gestellt hat, und den Weg aus Hannover in die Wingst unternahm, bei Wind und Wetter!

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    Die Reservistenkameradschaft – Wingst und Umgebung ist Mitglied im Verband der Reservisten der Bundeswehr e.V. (VdRBw e.V.) und ist in der Gemeinde Wingst im Landkreis Cuxhaven beheimatet. Zu ihren Aktivitäten gehören das Schießen mit Handwaffen der Bw auf Standortschießanlagen, Aus- und Weiterbildung im militärischen und sicherheitspolitischen Bereich, Ausbildung am Schießsimulator, Truppenbesuche und Museumsfahrten. Die Zusammenarbeit mit dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. , Soldatenkameradschaft, THW, Feuerwehr und weiteren Hilfsorganisationen, sowie Teilnahme an Veranstaltungen in der Gemeinde Wingst. Nicht nur ehemalige und aktive Soldaten finden in der RK-Wingst und Umgebung eine neue Heimat, auch militärisch interessierte Personen, die keine Soldaten waren und die satzungsgemäßen Ziele des VdRBw e.V. unterstützen können Fördermitglied werden und sind jederzeit herzlich willkommen. Wir treffen uns jeden dritten Mittwoch im Monat um 20:00 Uhr in unserem Reservistenheim Knaus Campingpark Wingst, Schwimmbadallee 13, 21789 Wingst.

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