Die staatlich anerkannte Sozialarbeiterin Marina Härtel leitet seit Jahresbeginn in die Beratungs- und Interventionsstelle (BISS) des Paritätischen Cuxhaven. Foto: Wehr

„Es ist nie zu spät, Hilfe zu suchen“ / Neue Leiterin der Beratungsstelle BISS

Cuxhaven. Die ersten Wochen des Jahres 2025 waren für Mariana Härtel alles andere als ruhig: Bereits rund 40 Meldungen der Polizeiinspektion Cuxhaven über häusliche Gewalt landeten auf ihrem Schreibtisch. Seit dem 1. Januar leitet die staatlich anerkannte Sozialarbeiterin die Beratungs- und Interventionsstelle (BISS) des Paritätischen Cuxhaven. Mit Empathie und Tatkraft nimmt sie Kontakt zu den Betroffenen auf, hört zu, bietet Unterstützung und entwickelt Sicherheitspläne für Betroffene, die in oft in aussichtslos erscheinenden Situationen gefangen sind.

Ihre Vorgängerin, Ulrike Reiter, hatte in ihrer 17-jährigen Tätigkeit jährlich rund 500 Fälle bearbeitet. Nun führt Mariana Härtel diese Arbeit mit Herzblut weiter. Für sie ist der Einsatz gegen häusliche Gewalt nicht nur Beruf, sondern eine persönliche Mission. „Es ist gut, jetzt auf der anderen Seite zu stehen und Menschen in schwierigen Lebenslagen zu helfen“, sagt sie.

Gewalt aus persönlicher Erfahrung

Mariana Härtel weiß, wovon sie spricht. Die staatlich anerkannte Sozialarbeiterin hat selbst erlebt, wie schwierig es sein kann, sich aus belastenden und toxischen Beziehungen zu lösen. Ihre eigene Geschichte ist geprägt von mutigen Entscheidungen und einem konsequenten Weg in ein neues Leben. Nach mehreren Umzügen, Sperrvermerken und einer intensiven Therapie entschied sie sich, ihr Leben neu zu gestalten und begann ein Studium der Sozialen Arbeit.

„Es ist nie zu spät, Hilfe zu suchen“, betont die zweifache Mutter. „Ich habe sechs Jahre gebraucht, um mich zu befreien, aber dieser Schritt hat mein Leben verändert.“ Diese Erfahrungen machen sie zu einer besonders einfühlsamen Ansprechpartnerin für Menschen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind.

Gewalt hat viele Gesichter

Häusliche Gewalt umfasst weit mehr als körperliche Übergriffe. Psychische, sexuelle oder finanzielle Gewalt sowie die Kontrolle sozialer Kontakte und technischer Ressourcen sind ebenfalls weitverbreitet. „Oft bleibt Gewalt unsichtbar“, erklärt Härtel. „Es sind nicht immer blaue Flecken, die man sieht. Kontrolle, Einschüchterung und Manipulation können genauso zerstörerisch sein.“

Eine ihrer größten Herausforderungen ist es, auf diese unsichtbaren Formen der Gewalt aufmerksam zu machen. Mariana Härtel möchte Betroffenen Mut machen, sich Hilfe zu suchen. Dabei ist es ihr besonders wichtig, auch mit Multiplikatoren wie Lehrkräften, Ärzt*innen und anderen Expert*innen zusammenzuarbeiten. „Netzwerkarbeit ist unverzichtbar“, betont sie.

Unterstützung für Betroffene

Die Arbeit bei BISS umfasst weit mehr als nur Beratungsgespräche. Mariana Härtel hilft den Betroffenen dabei, Sicherheitspläne zu entwickeln, sich bei der Polizei Gehör zu verschaffen oder juristische Schritte einzuleiten. Bis zu drei Beratungstermine können Betroffene kostenlos und vertraulich in Anspruch nehmen. Sollte weiterführende Unterstützung notwendig sein, vermittelt sie an spezialisierte Einrichtungen wie die Frauen- und Mädchenberatung oder die Opferhilfe. „Es ist entscheidend, offen über häusliche Gewalt zu sprechen“, betont Mariana Härtel. „Es betrifft mehr Menschen, als man denkt – Frauen, Männer und auch Kinder.“

Ein Neuanfang in Cuxhaven

Bevor sie die Leitung der BISS übernahm, war Mariana Härtel im Jugendmigrationsdienst im Quartier tätig und absolvierte ihr Anerkennungspraktikum bei der Frauen- und Mädchenberatung in Cuxhaven. Nun freut sie sich auf die neue Herausforderung und darauf, einen positiven Beitrag in der Region zu leisten.

Ihr Ziel: Menschen helfen, aus belastenden Beziehungen auszubrechen und das Bewusstsein für häusliche Gewalt in der Gesellschaft zu schärfen. „Jede betroffene Person verdient Unterstützung und einen Weg in ein selbstbestimmtes Leben“, sagt sie.

Betroffene können sich direkt bei BISS unter der Telefonnummer 04721/7492099 oder biss.cuxhaven@paritaetischer.de melden. Die Beratung ist kostenlos und unterliegt der Schweigepflicht.

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