Wingst. Die Reservistenkameradschaft Wingst hatte am 5. Juni 2025 wieder einmal zu ihrem Klönschnackabend in das Reservistenheim eingeladen. Mehr als 50 Mitglieder und Gäste konnte der Vorsitzende Rolf Lewerenz begrüßen. Dies lag sicher auch an dem hochkarätigen und kompetenten Referenten David McAllister, MdEP und Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im Europäischen Parlament, der zum Thema „Zukunft der deutschen und europäischen Verteidigungspolitik“ einen interessanten Vortrag hielt.
Einführend zeichnete McAllister das Bild einer geopolitischen Zeitenwende, die durch autoritäre Akteure wie Russland, China, Nordkorea und dem Iran bestimmt wird. Sie stellt eine Bedrohung der Freiheit und des Friedens auch in Europa dar. Spätestens mit den Ereignissen am 24. Februar 2022 (Beginn des Überfalls Russlands auf die Ukraine, Anm. d. Red.) muss dieses allgemein klar geworden sein. Verschärfend kommt hinzu, dass die neue US-Regierung ihre verteidigungspolitischen Prioritäten in den Raum des Indopazifiks verlagert hat und damit mehr Verteidigungsanstrengungen der Europäer für ihren Kontinent erforderlich sein werden.
McAllister stellte hierbei die bestehenden Strukturen nicht infrage. Einer gemeinsamen europäischen Armee erteilte er eine klare Absage, da die Verteidigung ureigenste Aufgabe der Nationalstaaten ist. Nur im Bündnis als NATO – und hierzu gehören nach seiner Auffassung auch die USA – kann eine glaubhafte Abschreckung gegen einen potenziellen Aggressor gelingen. Er betonte, dass die Europäer in Zukunft größere Anstrengungen, insbesondere finanzieller Art, erbringen müssen, Stichwort „Fünf-Prozent-Ziel“. Die zur Verfügung stehenden Mittel müssen darüber hinaus effizienter eingesetzt werden, wozu eine länderübergreifende, abgestimmte Rüstungsentwicklung und -produktion gehört.
Deutschland wird als größtes NATO-Land hierbei besonders gefordert sein. Mit den Anwesenden war er sich darüber einig, dass in diesem Zusammenhang auch über die Wiedereinführung der Wehrpflicht nachgedacht werden muss, da ohne diese ein personeller Aufwuchs der Bundeswehr nicht erreicht werden dürfte.
Im Anschluss an die Veranstaltung folgte noch eine Frage- und Diskussionsrunde mit dem Referenten. Ein Beitrag zielte darauf ab, inwieweit die Stationierung von Bundeswehrsoldaten in Litauen ein zielführendes Mittel zur Abschreckung darstellt. McAllister gab in diesem Zusammenhang zu Bedenken, dass im Kalten Krieg für die Alliierten auch außer Frage stand, Berlin durch die Stationierung von Truppen zu schützen. Die Verlegung einer Brigade nach Litauen sehe er auch als Beitrag der Bundesrepublik Deutschland zur Vorneverteidigung.