Fahrt zur Insel Mön als Ersatz für einen Rügen Besuch
50 Jahre Schulentlassung – beim Klassentreffen kamen viele Erinnerungen wieder hoch
Kürzlich trafen sich die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Abschlussklasse 10b der Johann-Heinrich-Voß-Realschule, Otterndorf, um ihre 50-jährige Schulentlassung – am 27. Juni 1973 – zu feiern. Wenn auch seit 1988 schon alle fünf Jahre ein Treffen stattfand, so war dieses Treffen ein ganz besonderes. Leider sind von den ehemals 26 Schulabsolventen bereits 6 verstorben. Ihrer gedachten die 15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, als sie ihre gemeinsamen Jahre Revue passieren ließen. Astrid Bäck-Bungenstock, geborene Lamp, ist seit Jahren die treibende Kraft bei der Organisation der Feiern. Sie wird dabei von Bernd Erdmann unterstützt. Große Freude kam auf, als auch der ehemalige Klassenlehrer Hans-Volker Feldmann, später Rektor der Otterndorfer Schule, ihrer Einladung folgte und die gesellige Runde komplettierte. Nicht nur die zahlreichen Klassenfahrten haben sich den Anwesenden im Gedächtnis fest verankert. Eine Klassenfahrt führte nach Dänemark. Da die Kreidefelsen von Rügen durch die deutsche Teilung nicht besucht werden konnten, wurden an der Kreideküste von Mön Fossilien gesammelt. Das Programm der Studienfahrt 1972 nach Altenahr, mit Besuch des Bundestags und Bundesrats in Bonn musste wegen der plötzlichen Parlamentsauflösung umgeplant werden. Nun ging es zur Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft nach Luxemburg. Lothar Wichern erinnert sich an den Zusammenstoß des von Adsche gesteuerten Busses der Firma Schrödermeyer mit einem dreirädrigen Luxemburger Milchlieferwagen. Bei dem Crash gingen einige Flaschen zu Bruch, die durch außerordentliche Ausgaben aus dem Budget der Klasse reguliert werden mussten. Beim Besuch der „Fröhlichen Wellen von Radio Luxemburg“ traf die Klasse dann auf den jungen Moderator Frank Elstner. Die Studienreise wurde 1973 fortgesetzt. Die ersten beiden Nächte wurde in Altenahr gezeltet. Detlev Müller lacht: „frühmorgens bin ich über die Halteschnur meines Zeltnachbarn Lothar gestolpert, das Zelt klappte einfach so zusammen und begrub ihn unter sich“. Carl Faust schwärmt vom Besuch des Bundestages in Bonn, an dem uns der parlamentarische Staatssekretär Karl Ravens aus Stade mit interessanten Informationen zum Berufsalltag eines Politikers versorgte und die Klasse an einer Plenarsitzung teilnehmen konnten, in der es damals eine heftige Debatte zur Änderung des Abtreibungs-Paragrafen 218 StGB gab, die dann ein Jahr später im Juni 1974 zur sog. Fristenlösung führte. Ilse Meyer-Lemke, geb. Lemke, kann zu dieser Reise einen Zeitungsartikel beisteuern. Die Tour ging weiter nach Brüssel mit Besuch des Atomiums. „In der Jugendherberge mussten wir nachts Feinstrumpfhosen anziehen, um uns in den Betten vor kleinen Krabbeltierchen zu schützen“, sind sich die weiblichen Teilnehmer einig. Auch aus dem Unterricht ist Vieles in Erinnerung geblieben. Während die Mädchen sich im Hauswirtschaftsunterricht bei Lehrerin Frau Tonn mit dem Aufbau einer Rezeptkartei befassten, hatten sich die Jungen im Kunstunterricht bei Lehrer Emil Ball unter anderem mit der Herstellung von Mosaiken und Emaillearbeiten (Untersetzer, Ringe und Fischbildern) zu beschäftigen. „Wenn man damit nicht recht weiterkam, musste man Herrn Ball bitten, etwas zu helfen. Dann ging es ganz schnell und am Ende bekam man eine gute Note für die tolle künstlerische Arbeit“, so William Grandke. Nicht so gerne erinnert man sich hingegen an den Matheunterricht. Einig war man sich, dass es Lehrer Nasert wohl schwerfiel, sein profundes Wissen an die Schülerinnen und Schüler weiter zu geben. Ergebnis: fast alle hatten recht schlechte Mathe-Noten. Apropos Noten: der Musikunterricht bei Herrn Knoke bot so manche lustige Begebenheit. Einmal endete die Unterrichtsstunde dann bei Rektor Ewald Reinhardt, der uns zur Strafe das Gedicht „Die Glocke“ zitierte. Margrit Bölk, geb. Offe, hat sogar noch zahlreiche Lehrbücher aus der Schulzeit aufbewahrt. „Und den Roman ‚Im Westen nichts Neues‘ haben wir ja auch ausführlich behandelt“. Gerade ist eine Neuverfilmung des Romans in den Kinos erschienen. Wer kenn sie nicht noch, die Poesie-Alben. Marion Berdien-Lipschitz, geb. Müller, berichtet schmunzelnd vom Eintrag von Carl Faust, der es auf den Punkt brachte: „Rente gut- alles gut (von mir). Christa Hartwig, geb. Berndt, präsentierte den Anwesenden den ausführlichen Bericht der Niederelbe-Zeitung zur Schulentlassung, nach dem eine Klassenumfrage ein positives Bild der Schuljugend zeigte und sich die jungen Leute ausreichend auf den „Ernst des Lebens“ vorbereitet sahen. In einem weiteren Artikel berichtete die NEZ damals ausführlich unter namentlicher Nennung über die Berufswünsche und geplanten Schulwechsel sämtlicher Entlassschülerinnen und -schüler. Heute aufgrund des Datenschutzes undenkbar. Am Ende des geselligen Abends stand fest, dass das nächste Treffen bereits in zweieinhalb Jahren stattfinden soll.
Lothar Wichern
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