Foto: Robby Ryan

„Kommunales Kino Otterndorf“: Völkerverständigung in der Dorfkneipe

Otterndorf. „Die Alte Eiche“ ist der letzte verbliebene Treffpunkt der Nachbarn in einem Viertel von Easington, einer ehemaligen Bergbaustadt, der der Bergbau abhandengekommen ist. Die Stammgäste beklagen sich bei einem Pint Bier über Erwerbslosigkeit und exorbitante Mieten. In der Zwischenzeit ist ein Bus mit syrischen Flüchtlingen vorgefahren. Dadurch werden die Spannungen im Ort zusätzlich angeheizt; Rassismus und Islamfeindlichkeit greifen um sich.

TJ freundet sich trotzdem mit Yara an, einer jungen Frau, deren Vater in Syrien im Gefängnis sitzt. Gemeinsam funktionieren sie den Hinterraum der Kneipe in eine Kantine um, in der Flüchtlinge, aber auch Einheimische gemeinsam zu Mittag essen. Seine Stammgäste finden das aber gar nicht witzig.

Regisseur Loachs Anliegen ist klar: Syrische Flüchtlinge und englische Arbeiter stehen auf derselben Stufe. Sie haben dieselben Probleme, sie alle sind Unterdrückte und Opfer, entweder von Kriegen oder Marktinteressen. Flüchtlinge zu hassen, ihnen gar die Schuld an den eigenen Problemen zu geben, nur weil die Boulevard-Medien dazu anstacheln, hat deshalb keinen Sinn. Loach plädiert deshalb für Selbsthilfe. Die Kantine im „Old Oak“ ist so etwas wie eine pragmatische Lösung im Kleinen, ohne staatliche Vorgaben oder Hilfe. Hier begegnen sich fremde Menschen, um Vorurteile abzubauen und einander bei ihren Problemen zu helfen. Wer gemeinsam kocht und isst, versteht sich besser.

Das steht im wunderbaren Gegensatz zur aktuellen Politik, die vor unkontrollierten Flüchtlingsströmen warnt – und darum konsequenterweise in diesem Film gar nicht vorkommt. Solidarität ist für Loach und Laverty ein moralischer Wert, verbunden mit der schönen Utopie, dass sich Fremdenfeindlichkeit überwinden lässt.

Dieser Optimismus ändert aber nichts an Loachs Arbeitsweise. Realistisch spürt er den Lebensumständen seiner Figuren nach, schildert die Verbitterung der Einheimischen und die Angst der Flüchtlinge, alles in einem halb dokumentarischen, unaufgeregten Stil, der nichts beschönigt und nicht vom Wesentlichen ablenkt. Wie so oft vertraut Loach auf die Natürlichkeit von Laiendarstellern oder Schauspieldebütanten.

The Old Oak“ ist das anrührende, aufrüttelnde Vermächtnis eines großen, sozial engagierten Regisseurs.

Die KinoInitiative „Lichtblick in Otterndorf“ zeigt den Film am Mittwoch, dem 19. Februar, ab 20:00 Uhr in der Otterndorfer Stadtscheune.  Weitere Informationen, Vorbestellungen unter 04751 – 4700

    Kino-Initiative Lichtblick in Otterndorf

    Große Dammstraße 34
    21762 Otterndorf

    04751 - 4700
    hermelina@o2mail.de

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    Kino-Initiative zur Durchführung des kommunalen Kinos in und um Otterndorf. In Zusammenarbeit mit und im Auftrag der Stadt Otterndorf. Auch in Kooperation mit weiteren Organisationen und Einrichtungen wie: Kultur Pur Osterbruch; Hospizverein Otterndorf; Soroptimist International Club Cuxhaven Stadt und Land; Mahlwerk; Gleichstellungsbeauftragte der Samtgemeinde Land Hadeln; u.a. Zumeist im monatlichen Rhythmus; auf Anfrage auch Sonderveranstaltungen möglich.

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