Die Nachfrage nach Beratungen in der Frauen- und Mädchenberatung des Paritätischen Cuxhaven ist extrem hoch: Bereits im Juli 2023 wurde die Zahl der Beratungen erreicht, die für eine volle Stelle als Richtwert veranlagt wird, teilt die Leiterin Mirian Breuer anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November mit.
Schon in den Vorjahren war die Anzahl an Frauen und Mädchen, die die Beratungsstelle kontaktieren kontinuierlich gestiegen: (2019: 231; 2020 (Coronajahr): 204; 2021: 265; 2022: 271). 2023 haben bis November bereits 288 Frauen Hilfe bei der Sozialpädagogin gesucht: „Und täglich erreichen mich weitere Anfragen.“
Mehr als die Hälfte der Frauen meldet sich aufgrund von erfahrener häuslicher Gewalt in der Geschäftsstelle des Paritätischen, Kirchenpauerstraße 1. Betroffene wurden größtenteils weitergeleitet – von der Polizei, der Beratungs- und Interventionsstelle (BISS) gegen häusliche Gewalt für Stadt und Landkreis Cuxhaven, dem Job-Center, der Opferhilfe und weiteren Institutionen, bei denen Frauen mit Gewalterfahrung auffielen. Auch die Internetsuche nach Hilfsangeboten führte sie zur Frauen- und Mädchenberatung.
Ein anderer Teil der Frauen kommt wegen Trennung und Scheidung oder anderen Lebenskrisen, die sie in schwierige Lebenssituationen bringen. „Manchmal spricht die Frau in der Beratung erst nach einiger Weile davon, dass sie Opfer von häuslicher Gewalt ist. Das ist nicht immer der Anmeldegrund, taucht dann im Laufe der Gespräche allerdings als oft unbearbeitetes Thema auf“, weiß Mirian Breuer.
Gewalt in häuslichen Zusammenhängen ist schambesetzt. Frauen brauchen viel Vertrauen, Nähe und Zeit, um sich zu trauen, darüber zu sprechen. Von den 288 Frauen, die in der Frauen- und Mädchenberatung Unterstützung suchten (Stand 22.11. 2023), hat über die Hälfte (152) persönliche Beratungen in Anspruch genommen. „Um dem Bedarf gerecht zu werden, biete ich inzwischen Kurse zum Thema Selbstfürsorge an, die das einzelne individuelle Beratungsgespräch jedoch nicht vollständig ersetzen.“
Die Frauen- und Mädchenberatungsstelle sieht sich als Anlaufstelle für den gesamten Landkreis und die Stadt Cuxhaven. So haben inzwischen auch Beratungen in Hemmoor, Langen, Bederkesa und Otterndorf stattgefunden. Soweit es die zeitlichen Kapazitäten erlauben, werden in Kooperation mit den Jugendhilfestationen Termine veraredet. Mirian Breuer sind diese Angebote sehr wichtig, da damit auch nichtmobile Betroffene die Möglichkeit erhalten, über ihre Situation zu sprechen.
Die Frauen- und Mädchenberatungsstelle wird gerne genutzt, da Gesprächstermine unbürokratisch und bislang relativ kurzfristig angeboten werden. Einen Platz für eine Psychotherapie zu ergattern, ist sehr schwierig und manche Frau ist kurz nach Gewalterfahrungen noch nicht bereit dazu. „Um erneute Gewalterfahrungen zu verhindern, wäre es wünschenswert, weitere präventive Angebote machen zu können, zum Beispiel Frauen durch Beratungen oder Gruppenangebote in ihrem Selbstwert zu stärken, damit sie dann wieder ein „normales“ Leben führen können. Ein riesiger Wunsch von mir ist es, eine Erweiterung der Stelle zu erhalten, um das Angebot der unbürokratischen Beratung den Frauen anbieten zu können, die es brauchen“, unterstreicht die Sozialpädagogin. Auch der Bedarf an Plätzen im Frauenhaus sei enorm hoch. „Die Frauen, die in keinem Frauenhaus unterkommen bzw. sich anders helfen, brauchen ebenso Unterstützung und Begleitung.“
Kontakt:
Mirian Breuer (Sozialpädagogin)
Frauen- und Mädchenberatungsstelle des Paritätischen Cuxhaven
Kirchenpauerstraße 1
Tel. 04721/57 93 92