Cuxhaven. Die Vorsitzende Karin Lüdke freute sich, dass zahlreiche Mitglieder der Einladung gefolgt waren, und begrüßte besonders diejenigen, die eine weite Anreise auf sich genommen hatten. Nach der Genehmigung des Protokolls der vorjährigen Versammlung erinnerte sie an den 20. Geburtstag der Ringelnatz-Gesellschaft am 1. Juli 2024. Im Jubiläumsjahr wurden 13.600 EUR in das Joachim-Ringelnatz-Museum investiert, was dank aller Mitgliedsbeiträge und beachtlicher Spenden an den Verein möglich wurde. Nun laden rote und schwarze Ledersessel im großen Ausstellungsraum und im Museumsladen zur Pause und zum Betrachten der Bilder und Bücher ein. Das Büro bekam zwei maßgefertigte Aktenschränke. Nicht zu vergessen die neuen wetterfesten Gartenmöbel aus Alu-Guss, die sich gut dem Museumshof anpassen. Der Laden wurde u. a. mit 350 Büchern „Ringelnatz-der Maler“ für den Verkauf ausgestattet; an Werbematerial wurden 30.000 informative Falz-Flyer angeschafft. Und die maßgebliche Beteiligung der Ringelnatz-Gesellschaft am Kauf des Gemäldes „Die Schlangenbeschwörung“ trug dazu bei, dass ein weiteres Werk von Joachim Ringelnatz seinen Platz im Museum bekam und damit der Nachwelt erhalten bleibt.
Ein nachdrücklicher Dank der Vorsitzenden ging an alle ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen des Vereins, die auch 2024 für viele Dienste zuverlässig und einsatzfreudig bereitstanden. Frau Lüdke dankte auch der Museumsleiterin Erika Fischer für die stets gute, vertrauensvolle Zusammenarbeit, die die Basis für ein sinnvolles Wirken der Ringelnatz-Gesellschaft als Förderverein für das Museum darstellt.
Neue Mitglieder sind herzlich willkommen
Von den aktuell 213 Mitgliedern wohnen 45 % außerhalb von Cuxhaven. Auch wenn das jüngste Mitglied erst 8 Jahre alt ist, beträgt der Altersdurchschnitt hohe 71 Jahre. Es ist wünschenswert, mehr junge Leute für die Sache Ringelnatz zu begeistern und dabei für einen Eintritt in den Verein zu werben.
Bei den Vorstandswahlen, die die 2. Vorsitzende Petra Budnick leitete, wurden die 1. Vorsitzende Karin Lüdke, der Schatzmeister Thomas Lührsen und die Schriftführerin Birte Raulff-Lührsen einstimmig in ihren Ämtern bestätigt. Lobend wurde erwähnt, dass Karin Lüdke und Thomas Lührsen ihren Aufgaben bereits seit 20 Jahren nachkommen. Auch die langjährig tätigen Kassenprüfer Marianne Haring und Klaus Rösner wurden erneut einstimmig gewählt.
Ein ereignisreiches Jahr
Erika Fischer, Vorsitzende der Stiftung und Museumsleiterin, ließ das ereignisreiche Jahr 2024 Revue passieren und dankte der Ringelnatz-Gesellschaft für ihre nachhaltige Unterstützung. Viel Aufregung und Arbeit verursachte der Wasserschaden, der zur Folge hatte, dass das Museum 2,5 Monate geschlossen bleiben musste. Trotzdem konnten am Jahresende 5200 Besucher registriert werden. Derzeit läuft ein komplexes Zertifizierungsverfahren zur Erlangung des Museumsgütesiegels, mit dem Einrichtungen für ihre besonders qualitätsvolle Ausstattung und Arbeit ausgezeichnet werden. Die letzte Sonderausstellung „Wald und See hab’ ich zu danken“ hat vielen Besuchern interessante Aspekte aus Ringelnatz’ Leben in Cuxhaven während seiner Marinesoldatenzeit näher gebracht und Freude bereitet. Bis zum 25. Dezember 2025 stellt die neue Sonderausstellung „Ich pfeife durchaus nicht auf Ehre“ die Ringelnatz-Preisträger der Stadt Cuxhaven in den Fokus. Am 21. Juni 2025 wird die Autorin Mariana Leky den renommierten Preis im Stadttheater verliehen bekommen.
Nach Abschluss des offiziellen Teils der Versammlung leitete Frau Lüdke zum Vortrag von Mitglied Daniel Langner aus Münster über, der sich mit Ringelnatz’ Gemälden und den dazugehörenden Gedichten (u.a. „Hafenkneipe“, „An der harten Kante“) befasst.
Vortrag zu einem verschollenen ‘Selbstportrait’
“Die Bilder von Ringelnatz haben es in sich”, sagte Daniel Langner, M.A. Universität Münster, der beruflich in der Waldbewirtschaftung und im Naturschutz tätig ist, sich “nebenher” aber als Literaturwissenschaftler bei seiner Promotionsarbeit mit Joachim Ringelnatz beschäftigt.
Langner Vortrag stellte der Versammlung das verschollene Gemälde „Schwerer Fisch am Nagel“ aus dem Jahr 1933 vor, als Ringelnatz das Auftrittsverbot der nationalsozialistischen Machthaber ereilte. Von dem signierten und datierten Ölbild existiert bedauerlicherweise lediglich eine Schwarz-Weiß-Fotografie aus dem Berliner Atelier Bruno Schuch. Zu diesem für Ringelnatz eher ungewöhnlichen Gemälde, das seine ganze Malkunst zeigt, gibt es im 1935 veröffentlichten Nachlassband sein Gedicht gleicher Überschrift. Nach Daniel Langners ausführlicher, mit zahlreichen Querverweisen gründlich belegter Interpretation von Bild und Text ergab sich hinreichend Anlass zu verstehen, dass Ringelnatz sein eigenes Schicksal in dem Fisch dargestellt hat.
