17 Jugendliche haben in "Briefen aus Cuxhaven" ihre ganz persönlichen Geschichten über das Ankommen in einer neuen Heimat aufgeschrieben und am Dienstag im Lehfeld vorgestellt. Foto: Mrusek

Briefe aus Cuxhaven: Jugendliche mit Migrationsgeschichte geben Einblick in ihre Lebenswelten

Cuxhaven. „Manchmal vermisse ich mein Zuhause so sehr, dass es wehtut. Aber hier habe ich neue Freunde gefunden – und das gibt mir Hoffnung.“ Solche bewegenden Worte sind in der Broschüre „Briefe aus Cuxhaven“ zu lesen, die Ende September im Bürgerzentrum Lehfeld feierlich vorgestellt wurde. 17 Jugendliche haben darin ihre ganz persönlichen Geschichten über das Ankommen in einer neuen Heimat aufgeschrieben. Die Idee entstand nach der Ausstellung Youniworth in Bederkesa, bei der junge Migranten ihre Erlebnisse teilten. Der Jugendmigrationsdienst (JMD) Cuxhaven griff diesen Impuls auf und entwickelte das Projekt weiter. Gefördert wird es durch den Landkreis Cuxhaven und das Bundesprogramm „JMD im Quartier“.

Über mehrere Wochen hinweg trafen sich 22 Jugendliche, um ihre Erfahrungen zu Papier zu bringen. In den Briefen geht es um Verlust, Hoffnung und Neuanfang. Amirali (17) aus dem Iran erzählt, wie einsam er sich nach seiner Ankunft fühlte, bis er beim JMD Anschluss fand. Heute spricht er von Zukunftsplänen, dem Abitur und einem Studium in Informatik. Die 21-jährige Anastasiia berichtet von Sprachbarrieren und Heimweh, aber auch von der großen Unterstützung, die sie in ihrer Gastfamilie in Cuxhaven erfahren hat. Besonders eindrucksvoll war die Geschichte der 14-jährigen Fartun, die von ihrem glücklichsten Tag berichtete: als sie mit ihrem älteren Bruder endlich zu den Eltern und jüngeren Geschwistern aus Mogadischu nachkommen durfte. Dmytro aus der Ukraine schilderte, wie ihm die Natur in Cuxhaven half, wieder inneren Frieden zu finden. Und Angelina brachte das Publikum mit ihrem humorvollen Blick auf Alltag und Zukunftspläne zum Schmunzeln.

Die Adressaten der Briefe sind unterschiedlich – manche wenden sich an Freunde oder Verwandte. Alle Texte zeigen, dass Migration mehr ist als Zahlen und Statistiken: Es sind Geschichten von jungen Menschen, die Brücken schlagen wollen zwischen ihrer Herkunft und ihrem neuen Zuhause. Bei der Präsentation im Bürgerzentrum Lehfeld war die Resonanz groß. Familien, Freunde, Lehrerinnen und Wegbegleiter – waren gekommen, um den Jugendlichen zuzuhören. Mutige, teils zitternde Stimmen lasen Ausschnitte der Briefe, musikalisch begleitet von Mahan. Die Atmosphäre war von Wertschätzung und aufmerksamem Zuhören geprägt. Einführende Worte sprach Natalja Ohlrogge, Dozentin im Sprachkurs des JMD. Sie erinnerte daran, dass hinter jedem Brief ein Stück gelebte Geschichte steckt: „Jede Zeile trägt persönliche Gefühle, Träume und Sichtweisen in sich, die uns berühren, zum Nachdenken anregen und zum Verstehen einladen.“ „Briefe aus Cuxhaven“ sind damit mehr als eine Broschüre – sind ein Fenster in die Lebenswelten junger Menschen, die in Cuxhaven eine neue Heimat gefunden haben. Und es ist eine Einladung an die Gesellschaft, genauer hinzuhören und den Austausch zu suchen.

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