Herr Dr. H. Rößler: Wandermusikanten und Jahrmarktskünstler im Elbe-Weser -Dreieck Foto: L. Kelch

Vortrag : Wandermusiker und Jahrmarktskünstler im Elbe-Weser-Dreieck

Auf Einladung der Heimatfreunde Cadenberge e.V. hielt der Bremer Historiker Dr. H. Rößler im MarC5 vor zahlreich erschienenen Publikum einen Vortrag über “Wandermusiker und Jahrmarktskünstler im Elbe-Weser-Dreieck in der Zeit von 1815- 1880”.

Um die damalige Situation des Ortes Cadenberge zu skizzieren, gab die 1. Vorsitzende U. Schlichtmann folgende Informationen: es gab 260 Wohnhäuser. Mitte des 19. jahrhunderts wurde die Mühle v.Rönn errichtet, die Bergstraße wurde bebaut, die Trasse von Belum kommend wurde in Richtung Hemmoor ausgebaut. Auch die Schule (jetzt Kindergarten) wurde gebaut. Cadenberge entwickelte sich von der Reihensiedlung zum Haufendorf. Als Marktort bekannt, durften hier ab 1882 jährlich sogar 8 Märkte abgehalten werden (Genehmigung des hannoverschen Oberpräsidenten).

Der Bremer Historiker Dr. H. Rößler hat zu dem Thema “Wandermusikanten und Jahrmarktskünstler im Elbe-Weser-Dreieck” intensiv in den Archiven recherchiert. Er konnte an zahlreichen Beispielen erläutern, wo und welche Kunstdarbietungen gezeigt wurden und auch die familiären Situationen sowie die Lebensumstände der Künstler beschreiben. Vor dem Hintergrund, dass es damals keine “Lärmemissionen” gab und die Welt frei war von Medien, ist die Begeisterung und Aufregung der Dorfbewohner beim Eintreffen von Künstlern gut nachvollziehbar.

Auch die Cadenberger haben sich vermutlich über die Musiker und Künstler, die als Wanderkapellen, Artisten und Kunstreiter, Orgeldreher und Puppenspieler, Guckkastenträger und Panoramamisten, Karusselbetreiber und Harfenmädchen in das Dorf kamen, gefreut. Über die Darstellungen hinaus brachten sie Neuigkeiten, Klatsch und Tratsch aus den Nachbardörfern mit. “Zu den Jahrmärkten kamen (zudem) seit alters her diejenigen, die sich die Erheiterung und Unterhaltung der Leute zum Beruf gemacht hatten”(Dr. Rößler). Die Aufenthaltsorte wurden durch Bürokratie und Formalitäten (Pässe, Konzessionen) geregelt. Dadurch kann man noch heute (meistens) die Stationen, Lebenswege und Lebensgeschicke einzelner Künstler im Archiv zurückverfolgen. Auch Frauen waren unterwegs, zum eigenen Schutz, meistens in Begleitung anderer Frauen oder ihrer Kinder. Die beträchtlichen Wege durch das Elbe-Weser-Dreieck wurden zu Fuß zurückgelegt. Größere Gegenstände, etwa der Transport eines Holzkarussells, wurden mittels Fuhrwerke transportiert.

Zahlreiche Lithografien, Holzschnitte und auch Klangproben verschiedener Instrumente illustrierten den Vortrag, sodass es den interessierten Zuhörern möglich war, sich in die damaligen Situationen hineinzuversetzen. Der Nachweis der namhaften Aufführungen des “Doctor Faustus” (Goethe), “Pole Poppenspäler” (Storm) u.a.m. zeigte an, dass auch klassische Dichtung im Repertoire der Darbietenden war.

Bei all den verschiedenen Schicksalen und Wegen der Künstler und Künstlerinnen sowie ihrer Familien, ist es Herrn Dr. Rößler gelungen, im Archiv auch auf deren Aufenthalte in Cadenberge zu stoßen.

Im Anschluss an den Vortrag konnten Fragen gestellt werden. Dieses Angebot wurde rege angenommen. So sind denn die Zuhörer, wie eingangs von Dr. Rößler gewünscht “um einiges klüger durch die Tür hinausgegangen als hereingekommen”. Vielen Dank dafür!

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